Definitiv "erkennbar" wir Legasthenie erst im Schulalter. Je schwerer die Legasthenie, desto früher werden die "Auffälligkeiten" sichtbar.
Sehr clevere Kinder können ihre Schwierigkeiten (durch auswendig lernen!) oft sogar bis zum Übertritt in Realschule oder Gymnasium verbergen.
Im Vorschulalter lässt sich Legasthenie in aller Regel nicht feststellen. Allerdings gibt es inzwischen eine Möglichkeit Vorschulkinder mit einem Risiko zur "Lese-Rechtschreib-Störung" ausfindig
zu machen. Das Verfahren dazu nennt sich "Bielefelder Screening".
Dazu muss
man sich zuerst einmal vor Augen führen, wie Kinder generell das Lesen erlernen.
In den ersten 3 Monaten lernen Kinder ca. 10 Buchstaben bzw. 20 - 30 Wörter.
Schon hier zeigen viele legasthene Kinder Auffälligkeiten. Ihnen scheint die "Buchstaben-Laut-Zuordnung" nicht so mühelos wie den Mitschülern zu gelingen.
Häufig fällt auch die Unterscheidung zwischen den Buchstaben (z.B. "o" und "u") schwer.
Den einzelnen Buchstaben können die Kinder zwar "lautieren"- das zusammenziehen mehrerer Buchstaben klappt dann nicht mehr oder nur sehr mühsam.
"Viel zu üben hilft viel " ist hier möglicher Weise der falsche Schluss. Einige der legasthenen Kinder trainieren dadurch lediglich ihre Fähigkeit gut auswendig zu lernen und lesen nur
"scheinbar".
Bei unbekannten Texten oder wenn vorgelesen werden muss, tritt jedoch das Problem wieder deutlich zu Tage.
Dies können Zeichen für Leseschwierigkeiten
sein:
Je ausgeprägter die Legasthenie ist, desto schwerer fällt es dem Kind, den eigenen Lesefehler zu erkennen. Es kann -selbst bei Korrektur- den "Lesefehler" im Text
nicht finden oder verbessern.
Manche Worte werden einmal richtig, dann wieder falsch gelesen. Das Kind scheint sich kaum an das "Wortbild" zu erinnern.
Bei der Rechtschreibung tritt die Legasthenie besonders deutlich bei ungeübten Diktaten zu Tage:
(Kinder mit einer ausgeprägten Rechtschreibstörung scheintern bereits zu Beginn am "Rechtschreiben")
Signifikant sind folgende Besonderheiten:
Die Diagnose einer Lese-Rechtschreibstörung
wird durch Ärzte für Kinder und Jugendpsychatrie -und psychotherapie gestellt, oder/und durch autorisierte Therapeuten (Pädagogen!).
Die Diagnostik, erfolgt auf der Basis verschiedener standartisierter Tests, die sich aus unterschiedlichen "Achsen" zusammensetzen.
Achse I:
Psychische Gesundheit des Kindes
Achse II:
Entwicklung der motorischen und sprachlichen Fertigkeiten sowie Entwicklung im Lesen, Schreiben und Rechnen. (allgem.schulische Fähigkeiten)
Achse III:
Intelligenzentwicklung
Achse IV:
Körperlich -neurologische Entwicklung
Achse V:
Psychosoziale Lebensumstände des Kindes
Achse VI:
Einschätzung der psychosozialen Anpassung: Dies beinhaltet die Einschätzung des Schweregrades, in dem das Kind durch die Störung beeinträchtigt ist.
Wichtig: Nur ein Facharzt- in der Regel ein Kinder- und Jugendpsychologe oder Psychotherapeut kann ein gültiges, multiaxiales Gutachten
erstellen!
Zudem wird die Lese-Rechtschreibleistung in das Verhältnis zur Intelligenz gesetzt.
Somit soll ermittelt werden, ob die intellektuellen Fähigkeiten generell den komplexen Prozess des Erlernens das Lesens und Schreibens ermöglichen
würden.
Als eine der Gründe für die Legasthenie vermutet man eine Störung der auditiven und visuellen Wahrnehmung, bei der jenes für den komplexen Prozess des Erlernens des Lesens und
Schreibens zuständige Areal im Gehirn "anders" arbeitet.
Dies besagt, daß bei der Lese-Rechtschreibstörung (Legasthenie) die Fähigkeit, lautliche Segmente der Sprache zu unterscheiden und im Gedächtnis zu speichern,
gestört ist (nach Prof.Schulte-Körne)